TDS, diese drei Buchstaben stehen für „Sur les Traces des Ducs de Savoie“ , was übersetzt soviel bedeutet wie „Auf den Spuren der Herzöge der Savoyen“ und sind der Namensgeber für einen Ultralauf im Herzen der französischen Alpen. Auf einer Distanz von 147 Kilometern nonstop mit ca. 9.500 Höhenmetern im Auf- und Abstieg führt die technisch anspruchsvolle Strecke von Courmayeur, über Lac Combal, Petit St. Bernard, Les Contamines bis zum Ziel in Charmonix. Der Start selbst befindet sich in der Stadt Courmayeur, die in Italien am Fuße des Mont Blanc liegt. Frank Hardt, vom TV-Urbar, wollte sich dieser Herausforderung stellen und hat sich dafür mehr als vier Monate auf diesen Lauf vorbereitet.Am 26. August 2024 war es dann soweit, um 23:50 Uhr wurde mit epischer Musik der Start eingeläutet und ca. 1.900 Trailrunner/innen wurden auf die Strecke, hinein in die dunkle Nacht, geschickt. Die Gassen der Stadt Courmayeur waren mit Menschen gefüllt, die die Läufer/innen mit Schreien, Kuhglocken und Rasseln anfeuerten. Nach etwa zwei Kilometern begann der erste Anstieg, der in Serpentinen über 13 Kilometer auf eine Höhe von 2.435 Meter führte. In der klaren Nacht, unter dem Sternenhimmel, zog sich das Leuchten der Stirnlampen wie ein Lindwurm durch das Tal. Nach einem kurzen Downhill zum Lac Combal folgte der Aufstieg zum Col Chavannes, wobei mit einer Höhe von 2.603 Metern Frank hier den höchsten Punkt des Laufes erreichte. Im Sonnenaufgang gelangte er dann schließlich zum Grenzstein auf dem Petit St. Bernard. Genau nach Zeitplan und mit 52 Kilometern in den Beinen lief er in die erste große Verpflegungsstelle in Bourg St. Maurice ein. Nach einer kurzen Verpflegungspause nahm er sich anschließend den langen Anstieg auf den Pass Passeur Pralognan vor.Aus dem Ort führte der Weg steil nach oben und auf einer Strecke von vier Kilometern mussten ca. 1.160 Höhenmeter bezwungen werden. Das Wetter meinte es nicht allzu gut mit den Teilnehmer/innen, denn die Sonne brannte unerbittlich auf den Berg und kostete die Läufer/innen sehr viel Energie. Durch kleine Täler ging es weiter auf teilweise ausgesetzten Trails dem nächsten Pass entgegen. Vor drei Jahren befand sich Frank schon einmal an diesem Punkt, wobei damals der Lauf ca. einen Kilometer vor dem Pass, aufgrund eines verunglückten Teilnehmers, abgebrochen wurde. Bis zu diesem Punkt kannte Frank die Trailstrecke, doch ab jetzt musste er sich dem unbekannte Terrain stellen.
Auf der Rückseite des Passes verlief die Strecke sehr steil und die Läufer/innen waren angehalten, sich mit Ketten zu sichern, was mit bereits 62 Kilometern in den Beinen kein leichtes Unterfangen war. Zum Glück lief alles glatt und es ging für Frank weiter durch ein Hochtal zum Punkt Comet de Roselend. Nach einem kurzen 300 Meter Anstieg führte der Singletrail durch ein enges, wildes Tal hinab zum Ort La Gittaz, den Frank am späten Nachmittag erreichte. Langsam setzte die Dämmerung ein und die Läufer/innen warfen auf diesem Abschnitt lange Schatten. Frank wurde klar, dass er den nächsten großen Versorgungspunkt in Beauford bei Kilometer 93 erst kurz vor Mitternacht erreichen würde. Der anschließende Downhill war von technischen Elementen geprägt und verlangte mit 1.500 Metern den Oberschenkeln jegliche Kraft ab. Zusätzlich machte sich in der zweiten Nacht der Schlafentzug deutlich bemerkbar. „Zuerst fühlte es sich an, wie ein Sekundenschlaf und anschließend sah man Dinge, die nicht real waren“, berichtete Frank. Die sogenannten Trugbilder stellen sich immer anders dar, je nach Umgebung, Schatten- und Lichtspielen. Der Spuk war nach einer Stunde vorbei und mit dem Lac de la Girotte wurde ein weiterer Meilenstein passiert. Als der Morgen dämmerte, folgte der Abstieg nach Les Contamines und Frank hatte 123 Kilometer auf der Uhr. Von dort lagen nur noch drei Anstiege vor den Teilnehmer/innen, wobei diese allerdings mit insgesamt 2.000 Höhenmetern im Aufstieg ein hartes Stück Arbeit waren. So wie am Tag zuvor, war auch am zweiten Tag keine Wolke am Himmel zu sehen, die Sonne brannte erbarmungslos auf die Strecke und an schattige Abschnitte war nicht zu denken. Durch die Hitze und die Anstrengung rebellierte Franks Magen, so dass an Kalorienaufnahme nicht mehr zu denken war. „Dann muss es halt mit Cola und Wasser bis ins Ziel gehen“, sagte er sich. Am Nachmittag erwartete Frank dann der letzte Downhill ab Bellevue, von hier ging es nochmal ca. 800 Meter abwärts. Mit dem Ziel vor Augen lief es trotz der Schmerzen in den Oberschenkeln und dem Energiedefizit sehr gut. Im Tal angekommen, führte der letzte Teil der Strecke von Les Houches nach Chamonix. Bereits auf dem letzten Kilometer konnten die Läufer/innen das Bad in der Menge genießen, die Menschen in den umliegenden Restaurants applaudierten, standen auf, riefen die Namen der Teilnehmer/innen und feuerten sie auf ihren letzten Metern noch einmal an. „Die Gefühle, die die Zuschauermenge bei einem persönlich erzeugt, sind einfach unbeschreiblich“, erzählte Frank.
Die ganze Anstrengung, das mentale Auf- und Ab der letzten Stunden und Tage, die Zweifel, alles fällt plötzlich von einem ab und mündet in einer Euphorie, die den ganzen Körper erfasst. In der letzten Kurve strecken fremde Menschen ihre Hände aus, um die Läufer/innen abzuklatschen und sie in der Zielstadt willkommen zu heißen. Er lief die letzten Meter auf dem türkisfarbenen Teppich unter dem Zielbogen mit den Lettern UTMB hindurch und es war endlich geschafft. Nach 42 h 43 min und 10 Sekunden war der TDS bezwungen und die offene Rechnung somit beglichen.
Eine lange Reise geht zu Ende, die nur mit intensiver Vorbereitung und jahrelanger Erfahrung zu einem Erfolg führte. Frank wird noch lange an die Höhen und Tiefen dieses beeindruckenden Traillaufs sowie an die atemberaubende Landschaft denken.